Der neue Mensch

Marta Soraya: Möchte etwas ausgesprochen werden? – Was ist da?

H: Liebe, ganz viel Liebe. Da ist gar keine Grenze.

Marta Soraya: Liebe, die alles durchdringt. Liebe als Grundlage.

H: Die Grundlage ist eigentlich immer da, und davor schiebt sich dann dieses Leben,  was sich abspielt.

Marta Soraya: Ist das in diesem Moment immer noch so, dass sich das vorschiebt oder ist das in der Liebe jetzt vereint?

H: Jetzt schiebt sich hier gar nichts vor. Jetzt ist es nicht. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass sich da was vorschieben würde, aber dieses Dahinter ist immer da.

Marta Soraya: Sodass die Grundlage nicht auf den ersten Blick fühlbar, sichtbar ist, weil in dem Moment das, was sich vorschiebt, stärker ist, stärker wahrgenommen wird. Dann ist der Geist mit der Aufmerksamkeit im Äußeren.
Wenn der Geist durchtränkt ist durch die eigene Natur des ewigen Seins, dann ist er so betört, dass er in diesem unendlichen Ozean verweilt, und dann schiebt sich nichts mehr davor, sondern es erscheint in DEM. Die Wellen erscheinen auf der Oberfläche des Ozeans. Und die Liebe oder die Stille,  der Friede, wie man es auch nennen mag, ist alldurchdringend. Je tiefer und tiefer wir gehen, dann können wir sie bis ins Knochenmark, bis in jede Zelle spüren, und so vertiefen wir uns immer und immer mehr im absoluten Sein, in unserem ewigen Wesen. Und dann ist der Mensch ein Mensch in seinem Menschsein, in seiner Absolutheit, in der Einheit mit dem Göttlichen. Dann hat er seine Erfüllung erreicht, denn es gibt keine größere Erfüllung und keinen höheren Zweck der Schöpfung – wenn wir von Schöpfung sprechen möchten – als diesen.
Wenn die absoluten und relativen Werte sich vereinen, wenn das Absolute im Relativen seinen Ausdruck findet, wird sich das göttliche Absolute im Relativen offenbaren. Dann ist Liebe, dann ist Friede, dann ist der absolute Friede, der jenseits von Frieden und Unfrieden ist, der alldurchdringende Friede, in dem der Geist verweilt. Nachdem sich der Körper und die Psyche von den Altlasten gereinigt haben, was dann bleibt, ist die Glückseligkeit des Seins, unser nacktes, wahres Wesen. Das ist die höchste Erfahrung, die wir machen können, das, was wir hier im Relativen erfassen können, denn unser wahres Wesen können wir niemals erfassen. Nur die Illusion des Seins und in diesem Tanz des Absoluten im Relativen nehmen wir unseren Alltag war. Und wenn wir tiefer und tiefer gehen, dann merken wir, dass der Alltag erleuchtet ist durch dieses Licht, durch diese Kraft, dann wird das spürbar, weil das Individuelle in das Universelle hineinfällt.
Dann sind wir eins mit dem Kosmos, dann sprechen wir mit dem Kosmos. Dann sprechen wir Worte Gottes, die nicht mehr an menschliche Geschichten und Dramen gebunden sind. Dann kommt die Sprache aus der Leere und aus der Stille und sie repräsentiert diesen Raum. Diesen Raum, der voll von Empathie ist und Liebe, in dem sich alles widerspiegelt und reflektiert. Den Raum, in dem es kein Ich und Du gibt. In dem es keine Unterschiede gibt – die gibt es ja auch in der Tat nicht.

Es gibt Menschen, die sich ihrer Göttlichkeit bewusst sind, und die anderen sind sich ihrer Göttlichkeit nicht bewusst. Das ist der einzige Unterschied. Dennoch wirkt in allen diese Liebe auf ihre Art, wie wir sie in der polaren Welt erfahren müssen. Warum auch immer, es fehlt die Notwendigkeit, irgendetwas verstehen zu wollen, weil sich das hier in diesem Augenblick nicht mehr stellt und dann, hier im Jetzt, fehlt die Vergangenheit auch von selbst. Im wahrsten Sinne des Wortes von selbst. Und was bleibt, bist du in deiner reinsten Form.
Das schönste an der Vergebung ist, dass sie hier gar nicht stattfindet oder stattfinden kann. Sie erübrigt sich in der Liebe, weil die Liebe nichts anderes ist als die Abwesenheit der Negativität gegenüber allen anderen. Und wenn die Negativität nicht da ist, dann gibt es auch nichts zu vergeben. Hier und jetzt spielt es keine Rolle, in diesem unendlichen, unfassbaren Ozean, in dem alles geschieht. Und wir lassen geschehen, so Gott will, denn wir haben keinen freien Willen, wir haben nur willenlose Freiheit. Wir sind frei von jeglichem Willen, in der Tat, denn wir werden gelebt. Wir sind gelebte Wesen. Da ist niemand, der ein Leben haben könnte. Du bist Leben. Ein Leben, das sich gerade so ausdrückt. Ein kosmisches Leben, ein Leben in Einheit mit Gott, welches die kosmischen Zwecke erfüllt. Wenn die Individualität in das Universelle hineinfällt, dann erfüllst du die Wünsche des Universums, die sich durch dich manifestieren. Du atmest dann als Tochter/Sohn Gottes die Wünsche des Vaters.
Es kann keine größere Erfüllung in unserem Leben geben, als hier zu sein, präsent zu sein, als das zu sein, was du in Wirklichkeit bist. Diese Liebe. Und nichts in der Welt lohnt, aus dieser Liebe auszusteigen. Sie ist unser größter Schatz. Und alles, was wir jemals in dieser Welt wirklich gesucht haben, war diese Liebe. Und dann ist da ein Ankommen, kein Suchen mehr, sondern Verweilen in deiner eigenen Ewigkeit und die Umsetzung des Tanzes vom Kosmos.
Und dann ist Friede da, ohne einen Grund. Ein grundloser Friede, der sich auf Nichts und Niemanden bezieht. Der Friede der eigenen, absoluten, ewigen Gegenwart.
Und dann ist da auch nichts mehr zu wissen, denn du weißt. Du weißt, und du wirst dann alles wissen, was du wissen musst. Denn du bist ein personifiziertes Werkzeug Gottes, und du handelst wie du handeln musst, weil du gelebt wirst von dieser höheren Intelligenz, die du bist. Und das Individuelle hat sich als das Universelle und das Ganze erkannt.
Und dann gibt es nicht mehr Relativ und Absolut, Innen und Außen, dann ist nur die Einheit da, die du in dir wahrnehmen kannst. Der Friede ist dann absolut, weil der Verstand nicht mehr polarisiert und nicht mehr bewertet. Dann bist du der neue Mensch.

Marta Soraya

Mai 2015